Was ist der EU Data Act
Der Data Act (Verordnung (EU) 2023/2854) stellt eine der strategisch wichtigsten gesetzlichen Entwicklungen im Bereich der industriellen Digitalisierung dar. Veröffentlicht im Amtsblatt der EU am 22. Dezember 2023, wird er ab dem 12. September 2025 angewendet, wobei einige zentrale Bestimmungen für bereits auf dem Markt befindliche Maschinen in Kraft treten. Die Maßnahmen zur Gestaltung neuer vernetzter Produkte werden ab September 2026 wirksam.
Für Maschinenhersteller (OEMs), die zunehmend IIoT-Lösungen in ihre digitalen Technologien integrieren, stellt der Data Act nicht nur eine regulatorische Verpflichtung dar: Er ist eine strategische Chance, Dienstleistungen zu innovieren, Transparenz zu erhöhen und die Wettbewerbsposition zu stärken.
Ziele des EU Data Act
Der Data Act verfolgt folgende Ziele:
- Gerechter Zugang zu Daten: Nutzer industrieller Geräte müssen die während des Betriebs generierten Daten lesen, übertragen und verwenden können.
- Förderung des Wettbewerbs und Verringerung von Lock-in-Effekten: Hersteller dürfen ihre Kunden nicht an eigene Lösungen oder einen einzigen Cloud-Anbieter binden. Nutzer haben das Recht, den Anbieter eigenständig zu wechseln.
- Förderung von Innovation: Transparenter Datenzugang und Datenaustausch innerhalb der Lieferkette ermöglichen die Entwicklung neuer Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.
- Schutz von Privatsphäre und Know-how: Die Vorschriften schützen Geschäftsgeheimnisse und sensible Daten, wobei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Offenheit und Schutz besteht.
Wer ist beteiligt
- Maschinenhersteller (OEMs): Eigentümer der Daten, verantwortlich für die Entwicklung kompatibler Maschinen und die Aktualisierung von Verträgen und SLAs.
- Endanwender: Unternehmen, die die Maschinen nutzen, mit dem Recht auf Datenzugang und -portabilität.
- Cloud- und IIoT-Plattformanbieter: Müssen Interoperabilität, einfache Datenübertragungen und Transparenz gewährleisten.
- Öffentliche Verwaltungen: Können in Notfällen auf Daten für Zwecke von öffentlichem Interesse zugreifen.
Auswirkungen für OEMs vernetzter Maschinen
Produktgestaltung vernetzter Maschinen
Die Maschinen müssen den Datenzugang und offene APIs unterstützen, unter Einhaltung des Prinzips „Data-by-Design“.
Verträge und SLAs
Verträge mit Kunden und Lieferanten müssen aktualisiert werden, um Datenportabilität, Transparenz und kontinuierlichen Zugang zu gewährleisten und gleichzeitig das eigene Know-how zu schützen.
Datenbasierte Dienstleistungen
Neue Möglichkeiten eröffnen sich für Servitization, Predictive Maintenance, Benchmarking zwischen Maschinen und neue Umsatzmodelle, basierend auf der tatsächlichen Datennutzung und einer erweiterten Lieferkettenbeziehung.
Compliance und interne Governance
Es ist entscheidend, Sicherheits-, Datenschutz- und Datenkontrollverfahren zu definieren, um rechtliche Risiken zu minimieren und die Zuverlässigkeit für die Nutzer zu gewährleisten.
Strategische Chancen für Maschinenhersteller
Mit Inkrafttreten des EU Data Act eröffnen sich für Hersteller vernetzter Maschinen neue Möglichkeiten, ihr Geschäft zu innovieren und Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen. Wichtige Chancen sind:
- Neue Geschäftsmodelle: Digitale Services, Service-Bundles, Pay-per-Use, erweiterte Dienstleistungen, datengestützte SLAs.
- Transparenz und Vertrauen: Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben, kann Vertrauen und Kundenzufriedenheit steigern und Entscheidungs- und Implementierungszeiten der IIoT-Lösung verkürzen.
- Wettbewerbsvorteil: Frühzeitige Anwender können sich auf dem europäischen Markt differenzieren.
- Wirtschaftliche Auswirkungen: Laut Europäischer Kommission und Branchenanalysen könnte die Einführung von Datenfreigabepraxen bis 2028 zu einem kumulierten BIP-Anstieg der EU von über 270 Mrd. € führen. Unternehmen, die in datenbasierte Innovation investieren, können ein schnelleres Wachstum erzielen, mit einem Umsatzanstieg von 5–10 %.
Fazit
Der EU Data Act markiert einen echten Paradigmenwechsel für Hersteller vernetzter Maschinen. Er stellt nicht nur eine regulatorische Verpflichtung dar, sondern bietet die Chance, Dienstleistungen zu innovieren, das Vertrauen der Kunden zu stärken und Geschäftsmodelle zu verbessern. Gut vorbereitete und informierte OEMs können diese Herausforderung in einen klaren Wettbewerbsvorteil verwandeln.
Wir bei 40Factory haben stets an die Grundprinzipien des Data Act geglaubt, weshalb zusätzliche Anpassungen unserer Produkte erforderlich sein werden. Darüber hinaus unterstützen wir Maschinenhersteller mit Beratung, Schulungen und praxisnahen Tools, um das Datenmanagement in einen echten Vorteil umzuwandeln. Dank unserer Erfahrung vor Ort helfen wir OEMs, die gesetzlichen Vorgaben bei der Umsetzung innovativer Dienstleistungen für ihre Kunden einzuhalten und die operative Effizienz sowie den gebotenen Mehrwert zu steigern.